Das Färben mit natürlichen Farbpigmenten ist kein einfaches Unterfangen. Zur richtigen (und so ökologischen wie möglich) Aufbereitung der Pigmente kommt häufig noch die Vorbereitung des Färbeguts dazu. Davor ist es wichtig sich für Farben zu entscheiden, die möglichst lichtecht und waschfest sind, also weder schnell ausbleichen noch beim Waschen an Farbe verlieren. Zwei der wenigen natürlichen pflanzlichen Farbpigmente, welche die oben genannten Kriterien beim Färben von pflanzlichen Fasern erfüllen, sind Kurkuma und Indigo. Mit diesen beiden Farbpigmenten konnte ich wundervolle Ergebnisse erzielen (siehe z.B. Plastikfrei).
Zusätzlich ist das Färben mit den beiden Pflanzenpigmenten sehr ressourcenschonend, wodurch ich für die plastikfreien gefärbten Produkte nicht mehr benötigte als drei Hauptzutaten (ungebleichte sowie ungefärbte Baumwolle, Metall und pflanzliche Farbpigmente):
Kurkuma (bzw. Kurkume, Curcuma, Gelber Ingwer, Safranwurzel, Gelbwurzel, Gilbwurzel) ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae). Er stammt aus Südasien und wurde traditionell in den Tropen kultiviert, sein Anbau hat sich mittlerweile jedoch weltweit verbreitet (z.B. bis nach Österreich). Das Rhizom ähnelt sehr stark dem des Ingwers, ist aber intensiv gelblich. Kurkuma kann frisch oder getrocknet als Gewürz, Medizin (für die Verdauung, Stärkung des Immunsystems, Prävention von Infektionen und Erkrankungen der Atemwege) und Farbstoff verwendet werden. Bis ins 20. Jahrhundert wurde er häufig zum Färben von Stoffen, Papier, Firnissen und Salben eingesetzt. Seither werden hauptsächlich synthetische Pigmente verwendet, um die Farbe Kurkuma zu erreichen.
Für das Färben mit Kurkuma werden außer Beize (in welche das Textil vor dem Färbeprozess mindestens 12 Stunden gelegt wird), Kurkuma und Wasser keine anderen Zutaten benötigt. Nach dem Beizen wird der Stoff ausgewaschen und anschließend für mindestens eine Stunde im warmen Kurkuma-Bad gefärbt. Das nachträgliche Oxidieren an der Luft hilft bei der Fixierung der Farbe. Getrocknet kann das Färbegut schließlich in der Waschmaschine gewaschen werden und ist ab dann voll einsatzbereit.
Indigo (vom altgriechischen Wort indikón, „das Indische“) ist ein organisches Pigment mit sehr hoher Farbstärke, Lichtechtheit und Waschfestigkeit sowie ist es schwer löslich in Wasser. Der gleichnamige Farbton ist auch nach ihm benannt (als Pigment C.I. Pigment Blue 66 und als Küpenfarbstoff C.I. Vat Blue 1). Indigo ist eines der ältesten und bekanntesten Pigmente, er wurde schon in prähistorischer Zeit zum Einfärben von Textilien verwendet. Früher wurde Indigo ausschließlich aus Pflanzen (z.B. den Blättern des Färberwaids oder der Indigopflanze) gewonnen. Ende des 19. Jahrhunderts begann die industrielle und kostengünstige Entwicklung von synthetischen Indigo, der sukzessive den natürlichen Indigo ablöste. Neben dem „Pencil Blue“ und Blaudruck wird Indigo nach wie vor am häufigsten beim Küpenfärben eingesetzt.
Obwohl das Textil nicht vorbehandelt werden muss, erfordert das Färben mit Indigo etwas mehr Vorbereitung als das Färben mit Kurkuma – der Indigo muss zu Beginn „reduziert“ werden, um ihn wasserlöslich zu machen. Dafür wird zuerst eine Stammküpe angesetzt (mit dem Pigment, Wasser, Fruktose und z.B. Calciumhydroxid). Nach deren Reifung kann die Stammküpe mit Wasser aufgefüllt werden. Diese muss wieder reifen; die Reife ist erkennbar am Kupferschimmer sowie der blauen „Indigoblüte“ an der Oberfläche. Das Textil kann mehrmals gefärbt (also in die Küpe getaucht) werden, je nach gewünschter Farbintensität. Die Küpe selbst schwankt farblich zwischen rotbraun und dunkelgrün, der gefärbte Stoff wird in der Flüssigkeit grünlich und erblaut erst an der Luft durch Oxidation. Nach dem Lufttrocknen kann das Färbegut mit Essig gespült (damit der PH-Wert von ca. 12 auf 6 kommt) und in der Waschmaschine gewaschen werden. Somit ist der Stoff einsatzbereit.